Streiflichter durch über 90 Jahre Boxgeschehen
im 1. SC Bad Oeynhausen
Als sich an einem Maiabend des Jahres 1925 Karl Eilbracht und ein Dutzend seiner Freunde im Bad
Oeynhausener Lokal "Luisenhöhe" trafen, wußten sie noch nicht, das ihr Erbe einst nationale
Bedeutung erlangen sollte. Der Box-Pionier kümmerte sich mit Begeisterung um die Geschicke des
neu ins Leben gerufenen BC Oeynhausen und hatte maßgeblichen Anteil an der Blüte des
Boxsportes in unserer Stadt. Und das zu einer Zeit, in der die Menschen eigentlich ihre ganze
Energie für die Grundbedürfnisse ihrer Familien aufbringen mussten.
Westfalenauswahl ende der 50er Jahre. Als erster links steht der Bad Oeynhausener Leo Kruzik
Der nächste Einzelerfolg kam im Jahr 1963. Leo Kruzik wurde vom Arbeitsplatz weg zur deutschen
Meisterschaft nach Freiburg gebracht. Der ursprünglich fürs Finale qualifizierte Kämpfer war erkrankt,
und so rückte Leo nach. Gegen den Freiburger Erhard Dehn kämpfte er verbissen und mit
unbändiger Wucht und wurde zum zweiten Mal deutscher Meister.
Aber auch andere Bad Oeynhauser Boxer wie Paul Kruzik, Günter Bost, Helmut und Walter Neumann,
Hermann Hartwig, Tünnes Krömker, Siegfried Blickensdorf, Werner Löffler, Jürgen Schulz, Uli Sieker,
Kurt Saule um nur einige zu nennen, errangen in den 50er, 60er und Anfang der 70er Jahren
Bezirks- Verbands- und NRW-Meisterschaften oder belegten vordere Plätze. Trainiert wurden sie von
Helmut Eilbracht, Paul und Leo Kruzik und Dieter Malinka.
Anfang der 70er Jahren gab es dann mit Ralf Schäffer den nächsten deutschen Meister. Im
Juniorenbereich holte er den Titel im Halbmittelgewicht und wurde auch bei Länderkämpfen der
National-Staffel eingesetzt. Dann folgte erneut eine Phase, in der die Bad Oeynhauser Boxer um ihre
Existenz kämpfen mussten. Durch Karate, Kung-Fu und Kickboxen bekam man starke Mitbewerber
um die Gunst der jungen Nachwuchskämpfer. Dazu kam noch die kritische Auseinandersetzung mit
den Folgen, die der Boxsport auf die Gesundheit haben kann, und Regeländerungen wie Helmpflicht
beim Amateurboxen. So leerten sich die Hallen der Boxer nicht nur in Bad Oeynhausen, sondern
auch in der restlichen BRD. Außerdem war zu der damaligen Zeit die Integration von ausländischen
Sportlern nicht selbstverständlich.
2. von links Walter Neumann, 4. von links Helmut Neumann, dann Paul Kruzik und Hans Olbrich, und
ganz rechts steht Uli Sieker
Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre schafften die Oeynhauser Boxer um Günter Harbsmeyer,
Paul Kruzik, Hans Olbrich und Giuseppe "Josef" Mercaldi es aber, den Trainingsbetrieb aufrecht zu
halten, und nahmen mit ihren Nachwuchsboxern an Turnieren in OWL erfolgreich teil. Der BVO
nannte sich nun 1.SCO. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre mußte man dann für zwei Jahre ganz
die Pforten der Boxhalle schließen.
Aber wieder erholte man sich aus eigener Kraft. Als bei einem Treffen der 6-8 übrig gebliebenen
ehemaligen Boxer von Günter Harbsmeyer die Frage gestellt wurde: "hören wir auf oder machen wir
weiter?" gab Hans Olbrich die Antwort: "wir machen weiter, ist doch klar!". Und nur weil diese Antwort
aus tiefsten Herzen kam, und Günter Harbsmeyer vorsoglich für die nötige finanzielle Decke gesorgt
hatte, konnte der Neuanfang gelingen. Bald gab es wieder regelmäßiges Training (unter der Leitung
von Gerd Nolting und Andre Ludwig), die Boxhalle wurde nach und nach immer besser ausgestattet.
Und als durch die positive Berichterstattung von Boxveranstaltungen im Profibereich auch wieder
mehr junge und alte Leute Interesse an Boxen hatten, füllten sich die Boxhallen nicht nur in Bad
Oeynhausen wieder. Nach dem Öffnen der Grenzen kamen auch immer mehr gut ausgebildete
Sportler aus dem ehemaligen Ostblock zu uns, und diese Qualität machte ihre Integration einfach.
Heute ist es egal, aus welchen Land man stammt, beim Boxen zählt die Leistung und der aufrechte
Charakter, um Erfolg zu haben.
Willi Podsigon, Chadschik Towmasjan und Gerd Nolting nach der NRW-Meisterschaft
2001 gab es dann mit Eduard Sabelfeld nach drei zweiten Plätzen in den Vorjahren wieder den ersten
Bezirksmeister im Mittelgewicht für einen Bad Oeynhauser Boxer. Für gute Plazierungen in diesen
Jahren sorgten auch Roland und Alexsander Gradel. 2006 wurde Chatschik "Hatsch" Towmasjan
NRW-Meister im Jugend Halbschwergewicht, 2007 Martin Trompeter Westfalenmeister und 2. bei den
NRW-Meisterschaften bei den Männern im Schwergewicht. 2008 war es Ibragim Gunaev der
Westfalenmeister im Schüler-Papiergewicht wurde, und Zweiter bei den NRW-Meisterschaften. 2009
und 2010 wurde er dann auch NRW-Meister, und 2010 vom Verbandstrainer Jürgen Schmidt Dank der
guten Leistungen der letzten drei Jahre für die deutschen Meisterschaften in seiner Altersklasse
nominiert. Außerdem wurde Abram Kröker 2010 zweiter bei den NRW-Meisterschaften.
In den Jahren 2004 bis 2007 fanden wieder vier Boxveranstaltungen, von der Bezirks- und
Westfalenmeisterschaft, bis hin zur NRW-Meisterschaft in Bad Oeynhausen statt. Darunter waren
auch zwei Finalrunden der Westfalen- und NRW-Meisterschaft.
Aber am meisten freuen sich die heutigen verantwortlichen der Boxabteilung, Willi Podsigun
(Abteilungsleiter und Trainer) und Gerhard Nolting (Kassenwart und Trainer), über die gut besuchten
Trainingsabende, im Durchschnitt jeweils über 20 Sportler. Die Sportstätten in Bad Oeynhausen sind
für den Boxsport schon sehr gut geeignet, und die Hausmeister und Verantwortlichen der Stadt
geben uns auch jede Hilfe, die wir brauchen, freuen sich die Boxer. Mittlerweile wird an vier Abenden
der Woche trainiert, und zur Vorbereitung auf Meisterschaften auch fünfmal. Aber auch
Freizeitsportler im Alter von 8 bis 76 Jahren halten sich mit Seilspringen, Gymnastik, Sandsack- und
Partnerübungen und natürlich Schattenboxen fit, und das das ganze Jahr durch. Damen und Herren,
jung und alt trainieren übrigens zusammen, dadurch wird den jungen Menschen, die sonst oft nur
unter Gleichaltrigen ihre Freizeit verbringen, automatisch der respektvollen Umgang mit Erwachsenen
beiderlei Geschlechts abgewonnen, und die "Alten" fühlen sich länger jung.
v.l.n.r. Emil Volkmer, Heinz Rolfsmeier, Siegmund Fraske, Erwin Krein, Ernst Eilbracht, Fritz Riokow,
Ewald Eilbracht, Heinrich Wiele und Heinrich Dust
Und natürlich war aller Anfang schwer. Doch als man mit Emil Volkmar, der aus Bremen stammte,
einen erfahrenen Boxer jetzt als Trainer in seinen Reihen hatte, kam der große Aufschwung. Schon
ein Jahr nach Gründungsversammlung fand bei "Schalk" die erste öffentliche Boxveranstaltung des
BCO statt. Bereits in diesem Anfangsstadium machten die Boxer aus Bad Oeynhausen gute Kämpfe
gegen ihre Gegner von HEROS Hannover.
Im Jahre 1927 folgte dann der erste Boxknüller des Staatsbades. Mit der Boxstaffel von Colonia
Köln, sie zählte mit ihren Boxern Dubbers, Müller und Domgörgen zu den besten des Deutschlands
der zwanziger Jahre, hatten die "Greenhorns" aus Bad Oeynhausen einem ganz Großen die Stirn
geboten und die Prüfung bestanden. In diesem Jahr erlangte der BC Oeynhausen bereits zwei Kreis-
und vier Gaumeistertitel.
Der erste große Erfolg stellte sich dann mit Hogo Steckstor ein. Der Oeynhauser gewann 1930 die
Nordmeisterschaft im Fliegen- und Bantamgewicht. Der absolute Höhepunkt der Vorkriegszeit kam
dann im Jahre 1938, als Helmut Abke Studenten-Weltmeister im Schwergewicht wurde.
Gruppenbild der ersten Stunden
Der zweite Weltkrieg riss den Verein dann vollständig auseinander.
Als man sich nach den Wirren des Krieges wieder so leidlich zusammenfand war es wieder Karl
Eilbracht als Abteilungsleiter, zusammen mit Ernst Eilbracht, Karl Lübling als Kassierer und Arthur
Fraske, die den Boxsport voranbrachten. Es folgte sogleich der Anschluß an den BV Oeynhausen.
Schon im Jahre 1946 herrschte wieder ein reger Sportbetrieb. Schon vier Jahre später hatten einige
Unentwegte eine schlagkräftige Staffel auf die Beine gestellt, die nacheinander Ostwestfalen- und
dann auch Westfalenmeister wurde.
1950 machte dann zum ersten mal Leo Kruzik auf sich aufmerksam. Er verhalf in den folgenden
Jahren dem Bad Oeynhauser Boxsport wieder zu nationaler Anerkennung. So belegte der
Fliegengewichtler 1950 schon den zweiten Platz bei den Westfalenmeisterschaften, 1954 holte er sich
dann den Titel. Dieses Jahr wurde überschattet von dem Tod von Karl Eilbracht, der sich in all den
Jahren um das Wohl der Sportler verdient gemacht hatte. Doch auch diesen Schicksalsschlag
meisterten die Faustkämpfer. Der Entschluß, die Boxabteilung weiter aufrecht zu erhalten, wurde
auch schon bald belohnt. Leo Kruzik gewann 1957 in Kiel den Titel des deutschen Meisters im
Fliegengewicht. Dadurch gab es wieder einen neuen Aufschwung für den hiesigen Boxsport, der
Verein etablierte sich unter der Leitung des neuen Abteilungsleiters Johannes Kahrs wieder im
Raume Ostwestfalen.
Der vom langjährigen Geschäftsführer Friedemann Rasche und vom Bezirkssportwart Heinrich
Gundlach gestiftete Karl-Eilbracht-Pokal ging nach drei Siegen im Mannschaftsvergleich (1962, 1963
u. 1964) endgültig in den Besitz des BVO über.
1. SC Bad Oeynhausen e.V.
Trainings-Ort:
Sporthalle Grundschule Innenstadt
Paul-Baehr Str. 10
32545 Bad Oeynhausen
Trainingszeiten
Montags: 20:00Uhr - 22:00Uhr
Donnerstags: 19:00Uhr - 21:00Uhr
Freitags: 19:00Uhr - 21:00Uhr